24. März 2020
Klinikzentrum Ammerland ist für den Ernstfall bereit
Einen Corona-Patienten gibt es aktuell im Westersteder Klinik-Zentrum noch nicht. Bundeswehr und Ammerland-Klinik haben sich aber auf den Ernstfall vorbereitet. Was bedeutet das für Patienten und Angehörige?
Westerstede Der Ernstfall ist in Westerstede angekommen. Das sieht man auf den ersten Blick, wenn man vorm Klinikzentrum steht. Grüne Bundeswehrzelte, Mitarbeiter in Uniform, Absperrzäune und ein Sicherheitsdienst. Niemand kommt so einfach mehr herein. So soll die Corona-Gefahr eingedämmt werden.
„Wir haben drei Eingangsbereiche“, sagt Hauptgeschäftsführer Axel Weber. Einer für Mitarbeiter, einer für Besucher und einer für Notfallpatienten, die nicht mit dem Rettungswagen kommen. Besucher dürfen allerdings nur in Ausnahmefällen rein. Väter von Neugeborenen beispielsweise. Aber auch andere Besucher, wenn vorher der zuständige Arzt dies erlaubt hat. „Angehörige können in dem Zelt aber auch Dinge für Patienten abgeben, wir leiten das dann weiter“, ergänzt Oberfeldarzt David Weißflog.
Patienten befragen
Im Zelt für Notfälle hat die Bundeswehr Station bezogen. Jeder Patient wird zunächst befragt. Es gibt gelbe Bänder für normale Notfall-Patienten und blaue für mögliche Corona-Verdachtsfälle. „Wer eindeutige Symptome wie Fieber hat oder in einem Risikogebiet war, wird hier bereits isoliert“, sagt Weißflog. Mit einer Begleitung geht es dann in den „Corona-Bereich“.
Patienten mit gelben Bändern dürfen nach der Befragung zur normalen Notaufnahme gehen. Noch mehr als sonst gilt in diesen Zeiten: eine Notaufnahme ist für Notfälle da und nicht für Kopfschmerzen oder ein Brennen im Knie. Dienst im Patienten-Zelt schieben unter anderem Hauptbootsmann Björn Wachendorf und Oberstabsfeldwebel d.R. Lutz Gräper. Er hat seine aktive Bundeswehrzeit schon länger hinter sich. Nun hat er als Reservist die Uniform wieder angezogen. „Früher war ich in Rostrup Abteilungsfeldwebel auf der Intensivstation“, erzählt er.
Kurzarbeit
Gräper ist nicht der einzige Reservist. Und es melden sich derzeit viele. Manche sind in Kurzarbeit, weil z.B. ihr Arbeitgeber wegen der Corona-Krise den Betrieb eingestellt hat. Personell sieht es im Klinikzentrum noch gut aus. 375 Betten hat die Ammerland-Klinik, 135 der Bundeswehrbereich. Insgesamt rund 2100 Beschäftigte sind dort tätig. „Die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr ist großartig“, sagt Axel Weber. Die sei für Notfallszenarien bestens gerüstet. Weshalb eben auch mal auf die Schnelle der Zeltbereich vorm Krankenhaus eingerichtet werden konnte. „In der Organisation hat die Bundeswehr eine hohe Kompetenz“, lobt Weber.
Operationen abgesagt
Oberstarzt Dr. Matthias Grüne sieht das Haus für den Ernstfall gerüstet. „Alle verschiebbaren Operationen sind abgesagt. Dadurch haben wir freie Kapazitäten“, sagt er. Noch allerdings gibt es im Klinikzentrum keinen stationären Corona-Patienten. Betroffen sind aber Mitarbeiter. Eine Krankenschwester ist infiziert und in häuslicher Quarantäne. 13 weitere Mitarbeiter, die in Risikogebieten im Skiurlaub waren, sind zwar negativ getestet, aber noch bis nächste Woche Zuhause, berichtet Weber.
Auch wenn die Szene vor der Klinik sehr nach Ernstfall aussieht, betont Oberstarzt Grüne: „Die Versorgung aller Patienten im Haus ist in jeder Hinsicht gewährleistet. Da muss sich niemand Sorgen machen.“ Gleichwohl appelliert er an die Disziplin aller Menschen. Ohne Einschränkungen im Alltag könne die Krise nicht gemeistert werden, sonst würden die Kliniken in Deutschland bald überrollt werden.
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